Weiter zur Website

Warum steinreich nicht immer gut ist.

Warum steinreich nicht immer gut ist.

Aus gegebenem Anlass möchte ich heute einmal über Steine schreiben. Besagter Anlass ist die Abwesenheit eines geschätzten Kollegen – eben wegen Steinen. Nierensteinen, genauer gesagt. Er ist ja geläufig, dieser Begriff „Stein“ in Verbindung mit unseren inneren Organen: Niere. Galle. Bauchspeicheldrüse. Und er hört sich unzerstörbar, fremd an. Ja, es ist ein sogenannter Fremdkörper – aber einer, der im eigenen Körper gebildet wird. Und beileibe keine Seltenheit.

In Deutschland erkrankt jedes Jahr 1 bis 2 % der Bevölkerung an Nierensteinen. Schätzungen aus den USA besagen, dass mindestens 10 % der Menschen einmal im Leben Nieren- oder Harnleitersteine bekommen: Männer häufiger als Frauen, bevorzugt im Alter von 40 bis 60 Jahren. Nieren- und Harnleitersteine können aber auch bei Kindern auftreten. Die Symptome hängen stark von der Größe der Steine ab. Das Hauptsymptom sind Schmerzen: von leichtem Unwohlsein bis hin zu starken krampfartigen Schmerzen im Unterleib, Bauch oder Rücken. Zu den wellenartig auftretenden Schmerzen können Übelkeit und Erbrechen hinzukommen.

Nierensteine entstehen, wenn sich Kalzium-, Harnsäure- oder Struvitsalze im Urin nicht mehr (auf-)lösen können, weil bspw. ihre Konzentration zu hoch ist. So entstehen Kristalle, die im Laufe der Zeit zu Steinen werden. Daraus kann ich folgern, dass das Risiko geringer ist, wenn der Urin möglichst verdünnt ist. Natürlich ist diese These längst geprüft und verifiziert worden. Das Ergebnis: das Risiko für bereits ein Mal Erkrankte, einen zweiten Nierenstein zu entwickeln, ist nur ungefähr halb so hoch, wenn sie so viel pro Tag trinken, dass sie 2,5 Liter Flüssigkeit ausscheiden.

Aber nicht nur die Flüssigkeitsmenge ist entscheidend: auch die Art des Getränkes spielt eine Rolle. Viele Softdrinks enthalten Phosphorsäure, welche in Verdacht steht, die Bildung von Nierensteine zu begünstigen. Sie sind also (auch in dieser Hinsicht) kein empfehlenswertes Getränk. Eine grundsätzliche Ernährungsumstellung kann helfen, das Risiko zu senken – im Detail sollte diese jedoch mit dem Arzt besprochen werden, da sie individuell angepasst wird.

Auch bestimmte Medikamente können Nierensteine begünstigen – etwa weil sie selbst im Urin Kristalle bilden oder die Zusammensetzung des Urins verändern. Hier spielt der Säuregrad des Urins eine Rolle: viele Steinarten entstehen, wenn der Urin zu sauer ist. Auch anatomische Besonderheiten wie Nierenzysten oder eine Hufeisenniere erhöhen das Risiko. 

Es gibt natürlich auch Medikamente zur Prävention von Nierensteinen. Sie kommen zum Einsatz, wenn nach einer ersten Erkrankung ein hohes Risiko für die Bildung weiterer Nierensteine besteht. Die Gründe:

  • Nierensteine bereits im Kindes- oder Jugendalter

  • familiäre Veranlagung

  • bestimmte Erkrankungen der Nieren, Harnwege oder des Magen-Darm-Trakts

  • Überfunktion der Nebenschilddrüse

  • Harnwegsinfektion(en) als Ursache

  • Zystinsteine (bedingt durch eine seltene vererbte Stoffwechselstörung)

Wie lange es dauert, bis ein Stein mit dem Urin ausgeschieden wird, ist unterschiedlich. Bei kleinen Steinen dauert es ein bis zwei Wochen; wenn ein Stein nicht innerhalb von vier Wochen ausgespült wird, wird "nachgeholfen": zusätzlich zu Schmerzmitteln werden Medikamente zur Muskelentspannung verabreicht. Größere Steine jedoch müssen in der Regel mittels Ultraschallwellen oder in einer kleinen Operation entfernt werden

Bei bis zu 50 von 100 Menschen, die wegen eines Nieren- oder Harnleitersteins behandelt wurden, bilden sich innerhalb von fünf Jahren ein zweites Mal Steine, bei manchen auch öfter. Daher spielt die Vorbeugung eine wichtige Rolle. Entsprechende Medikamente werden dauerhaft täglich eingenommen, in der Regel aber erst in Erwägung gezogen, wenn jemand schon mindestens zwei Mal Nierensteine hatte.

Fazit: Nierensteine sind gut behandelbar. Allerdings können sie große Schmerzen und Krankenhausaufenthalte  verursachen; daher ist individuelle Prävention, zum Beispiel schon durch die Erhöhung der Trinkmenge, sinnvoll. Dem Kollegen geht es übrigens wieder gut – aber "schön war es nicht"