Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie Bobby McFerrins Song „Don’t worry be happy“ kennen – jenen Chartsstürmer aus dem Jahre 1988, der seither gefühlt auf der ganzen Welt bekannt ist und sich mit seiner einfachen Botschaft zum Ohrwurm entwickelt hat. Der Inhalt: Versuche, fröhlich zu sein, ungeachtet aller Lebensumstände. Vielleicht erinnern Sie sich an einige Textzeilen:
“Ain't got no place to lay your head
Somebody came and took your bed
Don't worry, be happy
The landlord say your rent is late
He may have to litigate
Don't worry, be happy"
"Du hast keinen Platz, um dich hinzulegen
Denn jemand hat dein Bett mitgenommen
Ärger dich nicht, sei fröhlich
Dein Vermieter sagt, die Miete ist fällig
Eventuell muss er prozessieren
Ärger dich nicht, sei fröhlich"
Natürlich ist kaum jemand in solchen Situationen dazu geneigt, Fröhlichkeit zu empfinden oder auch nur eine gewisse Leichtigkeit. Doch die Aufforderung in McFerrins Text, sich genau dann darauf zu besinnen, ist ebenso richtig wie wichtig: Glück und Lebensfreude nicht dem Schicksal oder externen Faktoren zu überlassen, sondern selbst die Verantwortung dafür zu übernehmen – darum geht es.
Es ist viel einfacher, fröhlich und zufrieden zu sein, wenn das eigene Leben den persönlichen Vorstellungen und einem gewissen Standard entspricht und keine Störfaktoren auftreten; und so viel schwerer, sich ein gutes Lebensgefühl zu bewahren, wenn diese Sicherheit „den Bach runter“ geht. Dennoch wissen wir eines ziemlich genau, auch wenn wir dazu neigen, bestimmte Menschen um ihre Bekanntheit, ihr Geld, ihren Lebensstil zu beneiden: All das ist kein Garant für Glück oder Zufriedenheit. Reichtum, Besitz, Macht und Erfolg führen ganz im Gegenteil oftmals in die Endlosschleife des rastlosen „Immer-mehr“ und damit zum Gegenteil von Zufriedenheit.
Was also tun? Es gibt zum einen ein wissenschaftlich belegtes Rezept für das Glücksempfinden: Messbare Komponenten in jedem von uns, die in einer bestimmten Dosis oder Zusammensetzung dem Gehirn (und damit uns) ein Glücksgefühl bescheren – selbst wenn es keinen äußeren Grund dafür gibt. Die Rede ist von Endorphinen: Körpereigene Hormone, die im Zusammenspiel mit anderen stimmungsaufhellenden Botenstoffen (Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Phenethylamin und Oxytocin) das Glücksgefühl und Wohlbefinden regulieren. Das Gute: Die Ausschüttung dieser sogenannten Glückshormone können wir tatsächlich beeinflussen. Eine Ernährung, die reich an dem Botenstoff Tryptophan ist (u. a. Bananen, Nüsse, Schokolade, Sojabohnen, Kartoffeln und Eier), unterstützt die Bildung von Serotonin; Sport, vor allem der, bei dem Sie an Ihre Grenzen gehen, setzt direkt Endorphine frei; und auch Sonne ist ein Glücksfaktor: Durch Sonneneinstrahlung produziert unser Körper Vitamin D, welches wiederum die Produktion von Serotonin und Dopamin anregt.
Zum anderen spielen natürlich psychologische Einflüsse ein große Rolle. Stabile Freundschaften und vertraute Familienkontakte sorgen für Ausgeglichenheit und mentale Sicherheit – in Zeiten von Corona und den daraus resultierenden Kontaktbeschränkungen wissen wir alle, wie wichtig persönliche Beziehungen sind. Schon ein freundliches Wort, eine liebevolle Umarmung schenken Nähe und Geborgenheit. Gerade jetzt sollten wir also tun, was wir können, um der Einsamkeit und Isolation vor allem von alten Menschen zu begegnen. Ein Anruf ersetzt zwar keine Umarmung und die gemeinsame Tasse Kaffee, aber er zeigt: Ich denk’ an dich, du bist mir wichtig!
Zu guter Letzt soll noch die Achtsamkeit erwähnt werden. Ein Begriff, der ein wenig überstrapaziert worden ist, aber dennoch einen immens wichtigen Zustand benennt: Im Hier-und-Jetzt sein. Sehen und schätzen, was in der Gegenwart, in jedem einzelnen Moment, passiert. Stellen Sie sich ein Kind vor, welches zum ersten Mal Schnee sieht: Staunend, mit weit offenen Augen, konzentriert auf dieses Ereignis, vollkommen unabgelenkt und eins mit dem Moment. Fast ein meditativer Zustand. Ein Augenblick magischer Gegenwart, der alles Negative ausblendet – ganz im Sinne Bobby McFerrins.
Wir haben gut reden? Auch uns ist klar, dass Glück und Wohlbefinden manchmal in unerreichbarer Ferne liegen. Besonders Krankheiten, ob physischer oder psychischer Art, können ein Leben derart beeinflussen, dass Fröhlichkeit und Zufriedenheit sich scheinbar ganz zurückgezogen haben. In solchen Situationen mag es sinnvoll sein, sich Hilfe zu suchen, medizinische und therapeutische. Denn jeder von uns hat ein Recht auf’s Glücklichsein.