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DOPAMIN – GLÜCK UND MOTIVATION

DOPAMIN – GLÜCK UND MOTIVATION

Unsere Emotionen, Gedanken oder auch motorische Reaktionen basieren auf der Kommunikation zwischen Nervenzellen, den Neuronen. In unserem Gehirn werden Nervenimpulse innerhalb eines Netzwerkes von rund 100 Milliarden Neuronen weitergeleitet, um fortwährend Tausende von Informationen zu verarbeiten, Abläufe zu koordinieren und Aktivitäten einzuleiten. Dopamin fungiert dabei als ein Botenstoff (Neurotransmitter), der die Aktivität in bestimmten Gehirnbereichen moduliert.

WAS IST NOCHMAL DOPAMIN?
Dopamin ist zunächst als „Botenstoff des Glücks“ bekannt, denn es wird normalerweise innerhalb eines inneren Belohnungssystems ausgeschüttet und sorgt für das Wohlbefinden, wenn ein gesetztes Ziel erreicht wurde. Diese positive Anerkennung sorgt dafür, dass derart erfolgreiche Situationen wiederholt werden: Dopamin ist also langfristig gesehen der Motivationsgeber unter den Hormonen – und es arbeitet mit dem Prinzip Lustgewinn. Das hört sich gut an; und doch liegt natürlich genau da auch die Gefahr: Die Dopamin-Ausschüttung kann dazu führen, dass manche Menschen süchtig werden, weil sie ihr Glücksgefühl immer weiter erhöhen wollen. Und es entstehen schwere gesundheitliche Probleme, wenn zu viel oder zu wenig Dopamin im Spiel ist. Eine zu große Menge des Hormons kann dazu führen, dass selbst belanglose Dinge und Situationen Bedeutung erhalten – bis hin zu Halluzinationen oder sogar Schizophrenie. Werden generell zu wenig Dopamin-Moleküle ausgeschüttet, kann es zur Parkinson-Erkrankung kommen.

WIE FUNKTIONIERT DIE SIGNALWEITERLEITUNG?
Dopamin wird in den Synapsen in Vesikeln (in den Zellen gelegene Bläschen) gespeichert. Erreicht ein elektrischer Impuls die Nervenzelle, wird das Dopamin aus den Vesikeln in den synaptischen Spalt, also den Raum zwischen zwei Neuronen, entleert und diffundiert mit dem jetzt chemischen Signal von der Senderzelle (präsynaptische Zelle) zur Empfängerzelle (postsynaptische Zelle). Dort bindet es nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an entsprechende Rezeptoren, wodurch das Signal an die nächste Nervenzelle weitergeleitet wird. Anschließend wird der Botenstoff Dopamin abgebaut oder durch Transportmoleküle wieder zurück zur Senderzelle transportiert.

WELCHE AUFGABEN HAT DOPAMIN?
Dopaminerge Neuronengruppen, die sich im Mittelhirn (Substantia Nigra) befinden, sind unter anderem für die motorische Bewegungsinitialisierung und Koordinierung zuständig. Degenerieren diese Zellen, führt es zu der neurodegenerativen Erkrankung Parkinson. Ebenfalls im Mittelhirn liegt das mesolimbische System – das auch als „positives Belohnungssystem“ bezeichnet wird. Hier gilt das Dopamin als Auslöser für Glücksgefühle: Bei der Ausschüttung von Dopamin werden angenehme Gefühle erfahren, wie z. B. bei einer guten Mahlzeit, bei dem Anblick von geliebten Menschen oder bei erfolgsversprechenden Handlungen. Durch die Entstehung von Glücksgefühlen werden Verhaltensweisen positiv verstärkt, und wir lernen so, sie zu wiederholen.

MOTIVATION IST ALLES
Doch Dopamin übt bereits einen maßgeblichen Effekt auf unser Befinden aus, noch bevor das Belohnungssystem aktiviert wird – bei der Motivation. Schon die Aussicht auf einen Erfolg aktiviert im Gehirn das Belohnungssystem, also eine erhöhte Dopamin-Ausschüttung, und sorgt dafür, dass wir motivierter sind, ein (erfolgversprechendes) Ziel zu verfolgen.

2016 fanden Dr. Arif A. Hamid, Assistenz-Professor für Neurowissenschaften an der University of Minnesota, und Dr. Joshua Berke, Professor für Neurologie an der University of California, heraus, dass Dopamin-Level kontinuierlich signalisieren, wie wahrscheinlich eine momentane Situation zu Anerkennung führt. Das ermöglicht die Entscheidung darüber, wie hart für ein Ziel gearbeitet werden soll (Nat Neurosci. 2016 Jan;19(1):117-26.doi: 10.1038/nn.4173. Epub 2015 Nov 23.). Und schon 2009 führte der Forscher Mark E. Bardgett ein Experiment mit Ratten durch, in dem er nachwies, dass bei einem niedrigen Dopamin-Level die leichtere Aufgabe von zweien gewählt wird, selbst wenn diese weniger erfolgsvorsprechend ist: Er deponierte Nahrung in einem Labyrinth am Ende eines Ganges und eine doppelte Menge hinter einem Zaun am anderen Ende. Ratten mit niedrigem Dopamin-Level nahmen den einfacheren Weg und erhielten also die kleinere Futtermenge, während Tiere mit einem normalen Level versuchten, über den Zaun zu springen, um doppelt so viel Futter zu bekommen (Behav Neurosci. 2009 Apr;123(2):242-51.doi: 10.1037/a0014625. ).

Die Motivation, sich auf bestimmte Weise zu verhalten, entsteht natürlich nicht nur durch Erfolge. Auch Misserfolge, Angst und negative Erfahrungen können dazu beitragen – solange eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, ein wie auch immer geartetes Ziel zu erreichen.
 

MANIPULATION DES DOPAMIN-LEVELS
Die Aktivierung des normalen Dopamin-Levels dient als Belohnungssystem bei natürlichen Verhaltensweisen. Wird es jedoch künstlich erhöht, kann es euphorische Zustände bewirken, die zu einer Abhängigkeit führen können: Drogen wie Kokain und Amphetamin führen zu der Freisetzung von bis zu 10-mal höheren Dopamin-Mengen, die zudem weitaus länger wirken. Amphetamin erhöht die Freisetzung von Dopamin; Kokain sorgt für ein gesteigertes Selbstwertgefühl und Euphorie, indem es den Rücktransport von Dopamin hemmt: Es sammelt sich im synaptischen Spalt auf das 30- bis 40-fache der üblichen Menge an und interagiert dort mit den nachgeschalteten Neuronen. Dadurch kommt es kurz gesagt zu einer massiven Aktivierung des Belohnungssystems Diese gesteigerten Glücksgefühle führen zu einem starken Drang, die Drogen erneut zu konsumieren.

Doch da das Gehirn sich mit der Zeit dem erhöhten Hormon-Level anpasst, z. B. indem es die Dopamin-Produktion drosselt, entwickeln Drogenabhängige Schwierigkeiten, auf natürliche Weise Glücksgefühle zu entwickeln. Der erneute Drogenkonsum ist unausweichlich, um das Dopamin-Level wieder auf den normalen Stand zu bringen. Ein Teufelskreis beginnt, in welchem immer größere Mengen für den gleichen Effekt konsumiert werden müssen.

NATÜRLICH MEHR DOPAMIN
Das Gehirn kann durch Erfolgserlebnisse auf natürliche Weise dazu trainiert werden, Dopamin auszuschütten. Um dies im Alltag bewusst einzusetzen, hilft es, sich schrittweise Ziele zu setzen. Immer dann, wenn diese Ziele erreicht werden, wird Dopamin als positive Verstärkung ausgeschüttet. Kleine Errungenschaften und persönliche Fortschritte, gemeinsame Arbeitserfolge und andere erfüllende Erlebnisse motivieren dazu, weitere Aufgaben zu erfüllen. Und schenken uns Glücksgefühle!